Was haben diese beiden Schiffe wohl miteinander gemeinsam:
Auf den ersten Blick: nichts! Sollte man meinen... und dann ist es doch der Rumpf..
Angefangen hat die ganze Geschichte mit einer Graupner KEY BISCAYNE. Selbst als solche hatte sie schon ein bewegtes Leben: Angefangen als Elektromodell mit einem SPEED 700 Turbo als Antrieb, dann umgebaut auf einen 3,5ccm-Motor aus dem CAR-Bereich mit dem das Boot dann hoffnungslos übermotorisiert war und der sein Leben dann wegen eines defekten Gasservos bei Vollast und weit jenseits der 30.000 U/min mit einem gerissenen Pleuel aushauchte.
So vorbelastet und erstmal kuriert vom Rennbootfieber stellte sich die Frage was aus dem nun antriebslosen Schiff werden sollte.
Die Antwort: Eine Megayacht!
Auf der Suche nach einem passenden Vorbild stieß ich - wie konnte es auch ander sein - auf das Designbüro Mulder, die ha auch schon für den Entwurf z.B. der MOONRAKER verantwortlich zeichnen.
Fast schon ein Schwesterschiff der MOONRAKER könnte die BONITA sein, die mit ihrem blauen Rumpf auf dem sonstigen weissen Yacht-Einerlei herausstach.
Also frisch ans Werk. Die KEY BISCAYNE wurde komplett ausgeweidet. Antrieb und Akkuhalterungen entfernt, das Deck abgetrennt und der Rumpf von Aufklebern befreit und grob abgeschliffen. Dann ging es an den Neuaufbau.
Zuerst wurde das Heck neu aufgebaut und für den Einbau von zwei Graupner-Minijets vorbereitet. Die Unterkonstruktion des Decks half dabei den Rumpf in seine neue, etwas schlankere Form zu trimmen.
Dann wurde das Schanzkleid aufgebaut und das Heck mit der Badeplattform fertiggestellt. Alle Teile bestehen aus einfachen ABS-Platten, von daher der etwas “eckige” Look.
Als nächste wurde der Aufbau hergestellt. Auch hier fanden wieder eiinfache ABS_Platten Verwendung. Nix Tiefziehteile... wie man sieht geht es auch ohne. Man darf nur den Aufwand nicht scheuen.
Im nächsten Schritt ging es an die Antriebe. Die Minijets von Graupner kommen von Haus aus mit einer recht großen Umlenkhaube für die Rückwärtsfahrt daher, die noch dazu weit nach oben schwingt um dem aus den Düsen schiessenden Wasserstrahl freie Bahn zu geben.
An und für sich nicht schlecht, aber für eine Megayacht, bei der die Antriebe sich unter dem Heck verstecken absolut nicht zu gebrauchen. Von daher musste das System für die Umlenkung des Wasserstrahls neu geschaffen werden. Nach dem Vorbild der Umlenkeinheit von Riva-Calzoni wurde aus 0,5mm Messinglbech ein Aufsatz für die original Graupner-Düse angefertigt, die einfach übergeschoben und mit dieser verklebt wurde. Das Ergebnis kann sich wohl sehen lassen.
Und so sieht das Ganze dann unter dem Heck montiert aus:
Die Fahrleistungen der Yacht waren durchaus überzeugend. Mit 2 Hopf Viper 600-Motoren und 2x 7-Zellen NiCd-Akkus (parallel geschaltet) kam die Yacht sauber ins Gleiten und bot ein fast Originalgetreues Fahrbild. Durch die getrennt voneinander ansteuerbaren Umlenkklappen war es ohne Probleme möglich, das Schiff auf dem Teller drehen zu lassen.
EIn Wort noch zum Thema Stabilität: Selbst ein Umsteuern bei voller Fahrt brachte die selbstgebauten Umlenkeinheiten nicht aus der Ruhe. Obwohl die kleinen Jetantriebe einen doch kräftigen Wasserstrahl produzieren blieben die Umlenkklappen an ihrem Platz udn wurden nicht einfach davongerissen.
Das traurige Ende...
Noch vor ihrer Fertigstellung ereilte die Yacht ihr Schicksal: Beim Herunterheben vom Kleiderschrank kam sie auf ihrem Bootsständer ins Rutschen und schlug Bug voran aus knapp 2 Metern Höhe auf dem Boden auf. Das war dann doch etwas zuviel für den Rumpf, der im Bugbereich splitterte. Teile des Schanzkleides waren gebrochen, Klebestellen hatten sich gelöst, Es gab kleine Risse im Berich der Jetantriebe. Anscheinend hatte das bewegte und von Umbauten gekennzeichnete Leben des Modellrumpfes doch mehr Spuren im Material hinterlassen als Gedacht (Nitromethan und ABS ist vielleicht doch eine nicht so gute Paarung).
Es blieb nur das Abwracken: RC und Antriebe wieder ausgebaut, den Rest ordnungsgemäß dem Recycling zugeführt. Schließlich war ja alles nur Plastik...